Tom Lees neuestes Interview: Dies ist der „meistgehasste Bullenmarkt“ – was ist die ultimative Bewertung von Bitcoin?
Podcast-Quelle: Anthony Pompliano
Interviewgast: Tom Lee , Mitbegründer von Fundstrat und Vorsitzender von BitMine
Ausstrahlungsdatum: 23. Oktober 2025
Zusammenfassung: BitpushNews
Bitpush-Hinweis: In dieser Folge diskutiert Tom Lee, ob künstliche Intelligenz eine Blase ist, warum dies möglicherweise die am meisten verhasste Aktienmarktrallye der Geschichte ist und wie irreführende Wirtschaftsdaten die Stimmung der Anleger beeinflussen. Tom teilt außerdem seine neuesten Ansichten zu Bitcoin und Ethereum sowie seine Einschätzung, warum das Innovationstempo im Kryptomarkt beginnt, die traditionelle Finanzwelt zu überholen.

Kernaussagen von Tom Lee
-
KI ist keine Blase, Bewertungen sind weiterhin günstig
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Nvidia liegt unter dem von Walmart, die Renditen von KI-Investitionen werden bereits sichtbar, von Blasenverhalten ist man weit entfernt. -
Wir stehen am Anfang eines Superzyklus
Unternehmensgewinne auf Rekordniveau, Arbeitskräftemangel und Produktivitätssteigerungen stützen den langfristigen Aufwärtstrend. -
Traditionelle Bewertungsmodelle sind überholt
Angesichts struktureller Veränderungen sollten Aktien-KGVs deutlich über dem historischen Durchschnitt liegen. -
Der ultimative Wert von Bitcoin liegt bei 1,6 bis 2 Millionen Dollar
Wenn Gold auf $5000/Unze steigt, wird auch der Netzwerkwert von Bitcoin entsprechend steigen. -
Der Vierjahreszyklus von Bitcoin verliert an Gültigkeit
Dieser Zyklus könnte länger dauern oder auf neue Weise ablaufen – Vorsicht vor der „Konsensfalle“. -
Ethereum wird zur „Souveränen Reserve-Asset“ der Wall Street
BitMine hält weltweit das meiste ETH, Kursziel $21.000. -
Prognosemärkte sind traditionellen Wirtschaftsumfragen überlegen
Trueflation und PolyMarket sind genauer und transparenter, die UMich-Umfrage ist stark verzerrt. -
In Zukunft wird eine „Robotersteuer“ erhoben
Jede Roboterbewegung wird on-chain verfolgt und per Mikropayment besteuert, um den Verlust der Lohnsteuerbasis auszugleichen. -
Der aktuelle Bullenmarkt ist der „am meisten gehasste Bullenmarkt“
Anlegerstimmung ist extrem pessimistisch, politische Einstellungen verzerren die Marktwahrnehmung. -
Privatanleger schlagen zunehmend die Wall-Street-Institutionen
Privatanleger haben längere Zeithorizonte und höhere Volatilitätstoleranz, was ihnen einen Überrenditevorteil verschafft. -
Makrotreiber verlieren an Bedeutung, Fundamentaldaten rücken wieder in den Fokus
Unternehmensgewinne übertreffen die Erwartungen, der Aktienmarktanstieg ist nicht nur liquiditätsgetrieben. -
KI-Roboter sind das Herzstück der Produktivitätsrevolution
Arbeitskräftemangel fördert embodied AI-Anwendungen, vergleichbar mit der drahtlosen Kommunikationsrevolution der 1990er Jahre. -
US-Inflationsdaten sind „verzerrt“
Der Anteil demokratischer Befragter ist zu hoch, was die Inflationserwartungen von der Realität abweichen lässt. -
On-Chain-Finanzinfrastruktur entsteht rasant
Tether ist bereits eines der profitabelsten Finanzunternehmen weltweit. -
2026 wird der Markt in eine Phase beschleunigten Wachstums eintreten
Lockere Geldpolitik, Wiederbelebung der Industrie, Umsetzung von KI-Technologien und Tokenisierung von Multi-Assets werden gemeinsam den Markt antreiben.
Nachfolgend das vollständige Interview:
Ist KI eine Blase?
Pompliano:
Alle sprechen von der „KI-Blase“. Was denkst du? Ist das wirklich eine Blase?
Tom Lee:
Wenn man das Risiko-Rendite-Verhältnis als Maßstab für eine „Blase“ nimmt, dann ist es jetzt noch viel zu früh. Nehmen wir Cisco im Jahr 1998 als Beispiel – damals eines der größten Unternehmen, KGV 56, 18 Monate später stieg das KGV auf 210.
Und heute Nvidia? Es ist das knappste Unternehmen der KI-Welt, jedes führende Modell braucht seine Chips, aber das KGV liegt nur bei 27. Zum Vergleich: Costco liegt bei 50, Walmart bei 34. Nvidia ist also günstiger als ein Mitgliedersupermarkt. Von einer Blase sind wir weit entfernt.
Pompliano:
Viele sorgen sich trotzdem, dass zu viel in KI investiert wird und Unternehmen zu schnell Geld verbrennen. Wie siehst du das?
Tom Lee:
Tatsächlich zeigen sich die Renditen der KI-Investitionen in Unternehmen bereits deutlich. Es ist eine Kombination aus zwei Nutzen: Einerseits die direkte Substitution menschlicher Arbeit, andererseits Produktivitätssteigerungen durch Superintelligenz.
Die Frage ist: Wie spiegeln sich diese Renditen im Aktienkurs wider? Das ist schwer zu quantifizieren. Ich denke, die aktuellen Bewertungen sind nicht teuer. Wichtiger ist, dass die KI-Ausgaben beschleunigt werden.
Schau dir an, was CEOs heute sagen: Sie rufen praktisch alle „Wir kommen mit der Nachfrage nicht hinterher“. Die Bilanzen bestätigen das: Höhere Gewinne, weniger Mitarbeiter, höhere Effizienz – das spricht für angemessene oder sogar unterbewertete Kurse.
Pompliano:
Frühere Blasen wie Internet, Immobilien, Biotech – auch da gab es doch immer Gründe für das damalige Verhalten, oder?
Tom Lee:
Stimmt, und damals gab es wirklich „Blasenverhalten“. Während der Biotech-Blase investierten viele Hedgefonds direkt in Universitätslabore, nur um sich ein bestimmtes Molekül zu sichern. Das war typisches Blasenverhalten.
Die heutigen KI-Investitionen sind dagegen sehr vorsichtig, es gibt keine Anzeichen für wildes Geldverbrennen. Unternehmen bewerten die Renditen sehr rational. Ich sehe keine KI-Blase. In anderen Bereichen könnte es eher Blasen geben.
Historische Bewertungsmodelle sind überholt, neue Bewertungslogik entsteht
Pompliano:
Glaubst du, dass das traditionelle KGV-Modell überholt ist? Ich denke, heutige Unternehmen brauchen eine „monetäre Prämie“ in der Bewertung.
Tom Lee:
Absolut, Bewertungsmodelle sind dynamisch. Zwischen 1940 und 1967 stieg die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen von 2% auf 6%. Eigentlich sollten die Bewertungen sinken, tatsächlich stieg das KGV aber von 8 auf 27. Warum? Weil das nominale Gewinnwachstum schneller war.
Heute stammen die Gewinne im S&P zu einem großen Teil aus wiederkehrenden Einnahmen, was höhere Bewertungen rechtfertigt. Außerdem sind US-Staatsanleihen selbst teuer – 4% Rendite entspricht einem KGV von 25. Ich stimme zu: Das heutige KGV sollte nicht nach historischen Maßstäben beurteilt werden.
In den letzten fünf Jahren hatten wir sechs „Schwarze Schwäne“: Pandemie, Lieferkettenkollaps, Inflationsschock, aggressive Zinserhöhungen der Fed, Zollschock, Iran-Israel-Konflikt. Trotzdem sind die Unternehmensgewinne gestiegen. Das spricht für höhere KGVs heute.
Pompliano:
Früher war Stock-Picking nach Fundamentaldaten das Wichtigste, heute scheint ein Fed-Satz wichtiger als der Geschäftsbericht. Wie siehst du das?
Tom Lee:
Makro hat heute tatsächlich mehr Einfluss. Aber die Fundamentaldaten sind nicht zu unterschätzen – die diesjährigen Bilanzen sind extrem stark. In diesem Quartal haben 85% der Unternehmen die Erwartungen übertroffen, das jährliche Wachstum liegt über 15%. Das ist kein „Endstadium-Bullenmarkt“.
Viele Finanzunternehmen sehen in ihren Bilanzen wie Tech-Firmen aus, werden aber noch traditionell bewertet – hier gibt es Neubewertungschancen.
„Granny Shots“ ETF: Niedrigumschlagstrategie auf den Superzyklus
Pompliano:
Euer „Granny Shots“ ETF ist sehr erfolgreich. Was steckt hinter der Strategie?
Tom Lee:
Der Fonds wurde erst im Oktober letzten Jahres aufgelegt, nach nur 11 Monaten sind die Assets auf 3,3 Milliarden Dollar gestiegen – einer der schnellsten Fonds, die 3 Milliarden überschritten haben. Die Rendite dieses Jahr liegt bei 27,5%, Platz 5 von 1330 Large-Cap-Fonds.
Es ist ein Fonds mit niedriger Umschlagshäufigkeit, der auf den „Superzyklus“ setzt. Wir haben sieben große Themen, z. B. KI, Energiesicherheit, Geldpolitik. Wir kaufen nur Aktien, die mindestens zwei dieser Themen abdecken.
Beispiel: Google und Meta passen zu mehreren Themen – KI, Präferenz der Millennials, Bezug zur Geldpolitik. Auch JP Morgan ist dabei, eine „Millennial-Bank“, die mit dem lockeren Finanzumfeld verbunden ist.
KI-Roboter kommen – was passiert mit dem Steuersystem?
Pompliano:
Humanoide Roboter sind im Trend – nicht nur Lagerarbeiter, sondern auch Hotelrezeptionisten, Reinigungskräfte. Wie siehst du den Trend zu embodied AI?
Tom Lee:
Das passt genau zu unserem Superthema „globale Substitution der Arbeitskraft“. Die Welt leidet unter einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, KI und Roboter füllen diese Lücke.
Historisch war es bei der drahtlosen Kommunikation ähnlich: Viele Unternehmen sammelten Geld, experimentierten, es gab viel Hype, am Ende blieben die Gamechanger übrig. Die Roboterbranche wird das auch durchlaufen – Kapitalverschwendung, aber am Ende bleiben die Weltveränderer.
Pompliano:
Du hast erwähnt, dass Regierungen künftig Roboter besteuern könnten. Wie würde das funktionieren?
Tom Lee:
Ich glaube, es wird eine „Robotersteuer“ geben, und zwar über Mikropayment-Mechanismen. Für jede ausgeführte Aktion, z. B. das Bewegen einer Kiste, wird eine Steuer von 0,001 Cent erhoben.
Das hat ein Vorbild: Von den 2,8 Billionen Dollar US-Steuereinnahmen stammt ein großer Teil aus Lohnsteuer. Wenn Roboter Menschen ersetzen, muss diese Steuerbasis durch Roboteraktivitäten ersetzt werden.
Mit Blockchain-Technologie können wir Roboteraktivitäten präzise verfolgen und die Steuer per Kryptozahlungssystem einziehen, z. B. mit Tether – diese Systeme ermöglichen hochpräzise Kleinsttransaktionen (feiner als der Dollar).
Wirtschaftsdaten sind nicht mehr vertrauenswürdig – Michigan-Umfrage ist „verzerrt“
Pompliano:
Du sagst, die Verbraucherstudie der University of Michigan (UMich) ist nicht mehr vertrauenswürdig. Stimmt das?
Tom Lee:
Ja. Die UMich-Umfrage war lange Zeit der Goldstandard für Ökonomen – Inflationserwartungen, Verbrauchervertrauen usw. Aber jetzt gibt es strukturelle Probleme.
Beispiel: Die Inflationserwartung für ein Jahr liegt bei 4,3%, wie auf dem Höhepunkt 2022, aber der tatsächliche CPI ist moderat. Im Detail: Demokraten erwarten 5,1%, Republikaner 1%. 4% der Demokraten glauben, die Inflation werde nächstes Jahr 30% erreichen.
Warum diese Unterschiede? Weil die Stichprobe unausgewogen ist: Vor 18 Monaten waren 49% der Befragten Demokraten, jetzt sind es 65%. Die Umfrage ist nicht mehr repräsentativ.
Pompliano:
Führt diese Verzerrung zu falschen Markt- und Politikentscheidungen?
Tom Lee:
Definitiv. Viele quantitative Systeme und die Fed verlassen sich auf solche Daten. Wenn die Daten selbst „verzerrt“ sind, ziehen die Systeme falsche Schlüsse, und die Politik kann sich ebenfalls irren.
Außerdem wurde die UMich-Umfrage von Telefon- auf Online-Befragung umgestellt, die Stichprobenquelle könnte sich verschoben haben.
Prognosemärkte sind die Zukunft
Pompliano:
Brauchen wir also Alternativen wie Blockchain-basierte Prognosemärkte?
Tom Lee:
Absolut! PolyMarket ist ein hervorragendes Beispiel. Dort werden echte Erwartungen durch „Marktwetten“ extrahiert – besser als traditionelle Umfragen.
Auch Trueflation ist ein Beispiel: Es fragt nicht „Was glauben Sie, wie hoch die Inflation ist?“, sondern sammelt direkt Echtzeit-Preisdaten, etwa von Miet- und Supermarktpreisen auf E-Commerce-Websites – präzise, transparent, tagesaktuell, zuverlässiger als der CPI.
Pompliano:
Du hast gesagt, dass Aktien in Zukunft in „Faktoren“ zerlegt und als Prognosemärkte gehandelt werden. Was meinst du damit?
Tom Lee:
Das ist die Kraft der „Tokenisierung“. Beispiel Tesla: Man kann es in Faktoren zerlegen – Absatz in China, Bestellungen für Model X, EPS-Prognose für 2026. Jeder Faktor kann als Prognosemarkt on-chain gehandelt werden. Diese Aufteilung ist transparenter als traditionelle Aktien und ermöglicht es Anlegern, gezielt auf die für sie relevanten Daten zu setzen.
Pompliano:
Du hast beobachtet, dass erfolgreiche Projekte in der Krypto-Welt oft besser sind als traditionelle Alternativen. Beispiele?
Tom Lee:
Hier einige der typischsten:
-
Tether: 150 Mitarbeiter, $20B Gewinn, Gewinn pro Kopf weit über JPMorgan. Nach Profitabilität ist Tether eine der Top-10-Banken weltweit.
-
Trueflation: Bietet tägliche On-Chain-Inflationsdaten, realer und transparenter als der offizielle CPI.
-
PolyMarket: Hat 2024 die Wahlergebnisse aller 50 Bundesstaaten korrekt vorhergesagt, genauer als alle Mainstream-Modelle.
Das zeigt: On-Chain-Transparenzsysteme schlagen traditionelle Blackbox-Modelle.
BitMine Ethereum-Strategie: Hält weltweit das meiste ETH, Ziel $21.000
Pompliano:
BitMine ist dein neues Projekt, Ziel ist es, 5% von Ethereum zu halten. Wie ist der Stand?
Tom Lee:
Wir halten derzeit 3,23 Millionen ETH, etwa 2,7% des Gesamtangebots – mehr als jede andere einzelne Institution weltweit, sogar mehr als die Ethereum Foundation.
Die Kernstrategie von BitMine ist, Ethereum als souveränes Reserve-Asset zu halten und nativ zu staken. Die erwartete Rendite liegt bei etwa 3%. Nach Marktkapitalisierung können wir jährlich 500 Millionen Dollar Vorsteuergewinn erzielen und gehören damit zu den 800 profitabelsten US-Unternehmen.
Pompliano:
Warum bist du so überzeugt von Ethereum? Ist Bitcoin nicht das digitale Gold?
Tom Lee:
Ich selbst bin Bitcoin-Anhänger und sehe Bitcoin als digitales Gold, als hervorragenden Wertspeicher. Aber Wall Street wird für den Aufbau eines Finanzsystems nicht die Bitcoin-Blockchain wählen, weil sie keine Smart Contracts unterstützt.
Für die Tokenisierung von Dollar, Aktien und Zahlungssystemen braucht man Smart-Contract-Plattformen. Über 70% der Tokenisierungsprojekte laufen heute auf Ethereum, das zudem eine 100%ige Uptime und ein ausgereiftes Ökosystem bietet.
Wenn in Zukunft 20 große Investmentbanken ETH als Finanzreserve halten, wird der Preis explodieren.
Wir erwarten, dass ETH wieder das Verhältnis zu BTC von 2021 erreicht – das entspricht einem Kursziel von $21.000 pro ETH.
Ist der Goldanstieg ein Vorteil für Bitcoin?
Pompliano:
Gold ist zuletzt stark gestiegen. Ist das schlecht oder gut für Bitcoin?
Tom Lee:
Das ist extrem positiv.
Der Netzwerkwert von Gold ist deutlich gestiegen. Wenn Gold sich bei $5000/Unze stabilisiert, steigt die Gesamtmarktkapitalisierung enorm.
Wenn Bitcoin den Netzwerkwert von Gold erreicht, liegt der faire Wert bei $1,6M bis $2M pro Coin. Je höher Gold steigt, desto höher das langfristige Potenzial von Bitcoin.
Pompliano:
Wie lange dauert es, bis diese Bewertung erreicht wird?
Tom Lee:
Ich halte es für möglich, dass das in fünf Jahren erreicht wird. Der Bitcoin-Kurs wird eher von Gold „hochgezogen“ als begrenzt. Gold ist der Anker für Wertspeicherung, Bitcoin steigt mit diesem Anker.
Gibt es den Vierjahreszyklus von Bitcoin noch?
Pompliano:
Viele im Kryptobereich glauben an den „Vierjahreszyklus“. Was denkst du?
Tom Lee:
Die meisten glauben, dass Bitcoin Anfang nächsten Jahres ein Hoch erreicht – weil das dem historischen Halving-Rhythmus entspricht. Aber ich persönlich denke:
Wenn die Mehrheit an etwas glaubt, passiert es wahrscheinlich nicht.
Entweder hat Bitcoin das Hoch bereits erreicht, oder wir sind in eine neue, längere Zyklusphase eingetreten.
Pompliano:
Glaubst du, es wird wieder Rückgänge von über 50% geben?
Tom Lee:
Natürlich. Selbst der US-Aktienmarkt hatte in den letzten Jahren mehrere Rückgänge von 25%. Der Kryptomarkt ist volatiler, Rückgänge von 40-50% sind weiterhin möglich, auch im Aufwärtstrend.
Pompliano:
Hat Bitcoin dieses Jahr noch die Chance, Gold zu überholen und bis Jahresende $200.000 zu erreichen?
Tom Lee:
Absolut möglich.
Vergiss nicht: Die besten Handelstage von Bitcoin liegen historisch in nur 10 Tagen pro Jahr, meist im vierten Quartal.
Dieses Jahr gibt es im vierten Quartal viele Katalysatoren:
-
Die Fed schwenkt auf lockere Geldpolitik um
-
Das Risiko eines US-Regierungsstillstands nimmt ab
-
Die Spannungen zwischen den USA und China stabilisieren sich
-
Saisonale Stärke der Aktienmärkte (steigende Aktienkurse treiben Bitcoin mit nach oben)
Die Chancen auf einen starken Anstieg von Bitcoin im vierten Quartal sind also sehr groß.
Haben Privatanleger wirklich die Wall Street geschlagen? Warum sind sie besser?
Pompliano:
Viele Privatanleger schneiden besser ab als Fondsmanager. Was denkst du?
Tom Lee:
Ich habe zwei Vermutungen:
-
Institutionen „verbrauchen gegenseitig Alpha“
Alle nutzen die gleichen Daten und Algorithmen, die Ergebnisse ähneln sich – am Ende sind alle Durchschnitt. -
Privatanleger sind wie „permanentes Kapital“, denken langfristig
Institutionen handeln meist mit einem Zeithorizont von 6 Wochen, Privatanleger denken in 5-10 Jahren. Sie kümmern sich weniger um kurzfristige Schwankungen und profitieren so von langfristigen Zyklen.
Außerdem sind Krypto-Trader an Volatilität gewöhnt und beherrschen das Spiel mit der Marktstimmung besser als Aktienanleger.
Pompliano:
Sie haben zwei 80%-Crashs erlebt, eine 20%-Korrektur am Aktienmarkt beeindruckt sie nicht.
Tom Lee:
Absolut. Ich kenne einige Top-Krypto-Trader, die auch am Aktienmarkt sehr präzise sind – weil sie eine enorme emotionale Kontrolle und ein gutes Timing entwickelt haben.
Warum ist das der „am meisten gehasste Bullenmarkt“? Liegt es an der Politik?
Pompliano:
Du nennst diese Rallye den „am wenigsten beliebten Aktienmarktanstieg“. Warum?
Tom Lee:
Die Daten zeigen eine extrem pessimistische Anlegerstimmung. Der Netto-Bullish-Indikator der AAII lag im Jahresdurchschnitt bei -11,7 – historisch gab es das nur in den Bärenjahren 1990, 2008 und 2022.
Aber der S&P ist um 15% gestiegen – wie kann das ein Bärenmarkt sein? Das ist also der „am meisten gehasste Bullenmarkt“.
Warum? Wegen der politischen Spaltung:
-
57% der professionellen Investoren sind Demokraten
-
66% der Hedgefonds sind demokratisch geprägt
-
69% der Venture-Capital-Fonds unterstützen die Demokraten
Sie lehnen Trumps Politik ab – selbst wenn diese den Markt steigen lässt, wollen sie es nicht akzeptieren. Sie „shorten“ die Stimmung.
Pompliano:
Das zeigt: Auch Marktforschung wird von politischen Meinungen beeinflusst.
Tom Lee:
Nicht nur Menschen, auch Algorithmen werden beeinflusst. Sie lesen öffentliche Kommentare und Medienartikel, die bereits politisch gefärbt sind.
Pompliano:
Wie siehst du den Opendoor-Fall? Privatanleger haben den CEO zum Rücktritt bewegt und den ehemaligen Shopify-CEO geholt.
Tom Lee:
Ich habe das Unternehmen nicht im Detail analysiert, aber ich unterstütze solche Aktionen. Wenn Unternehmen durch legale und rationale Wege reformiert werden und mehr Privatanleger profitieren, ist das ein gesundes Signal für den Kapitalmarkt.
Soziale Medien bieten vertrauenswürdigen Personen einen Verstärker, dezentrale Einflussnahme fordert die Monopolstellung traditioneller Institutionen heraus.
Ausblick 2026
Pompliano:
Lass uns abschließend über 2026 sprechen. Wie siehst du die mittelfristige Marktentwicklung?
Tom Lee:
Wir befinden uns noch in einer Potenzialphase.
Aus fundamentaler Sicht gibt es für 2026 mehrere positive Faktoren:
-
Lockere Geldpolitik: Hilft, die Hypothekenzinsen zu senken und die Nachfrage am Immobilienmarkt zu steigern.
-
ISM-Industrieindex erholt sich: Derzeit seit 32 Monaten unter 50, die längste Schwächephase der Geschichte. Bei einer Erholung verbessert sich das Vertrauen der Industrie deutlich.
-
KI- und Robotertechnologien werden umgesetzt: Steigern die Produktivität und treiben die Unternehmensgewinne.
-
Stablecoins und On-Chain-Assets explodieren: Das Finanzsystem tritt ins On-Chain-Zeitalter ein.
Aber Vorsicht: Wenn der S&P Ende 2025 über 8000 Punkten schließt, könnte es 2026 zu einer 30%-Korrektur kommen, weil der Aufwärtstrend vorweggenommen wurde.
Haftungsausschluss: Der Inhalt dieses Artikels gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder und repräsentiert nicht die Plattform in irgendeiner Form. Dieser Artikel ist nicht dazu gedacht, als Referenz für Investitionsentscheidungen zu dienen.
Das könnte Ihnen auch gefallen
BlackRocks BTC- und ETH-Erwerb angesichts des Grayscale-Verkaufs: Die Zukunft enthüllt
Untersuchung der Kapitalrotation zwischen ETF-Managern, während BlackRock für 97,63 Millionen US-Dollar Bitcoin und Ethereum von Coinbase Prime erwirbt und Grayscale Einlagen in Höhe von 138,06 Millionen US-Dollar tätigt.

Mildere Inflation verschafft Bitcoin Spielraum für Kursgewinne, doch Abwärtsrisiken lauern im Hintergrund: Analysten
Bitcoin ist gestiegen, nachdem der US-CPI im Jahresvergleich um 3,0 % gestiegen ist, was leicht unter den Prognosen lag und die Sorgen der Investoren angesichts des anhaltenden Regierungsstillstands gemildert hat. Nic Puckrin von Coin Bureau bezeichnete den Bericht als „die einflussreichste Inflationsveröffentlichung des Jahres“ und sagte, er beseitige politische Unsicherheit und ebne den Weg für eine längere Lockerungsphase der Fed. Timothy Misir von BRN warnte jedoch, dass das hohe offene Interesse an Optionen und der fortgesetzte Verkauf durch langfristige Inhaber die Rallys weiterhin volatil und fragil machen könnten.

Das Tägliche: JPMorgans BTC- und ETH-Verpfändung, Polymarkets Token- und Airdrop-Pläne, das Ende der 14-jährigen Inaktivität eines OG Bitcoin-Miners und mehr
Quick Take: Bloomberg berichtete am Freitag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen, dass JPMorgan institutionellen Kunden bis Ende 2025 ermöglichen wird, Bitcoin und Ether als Sicherheiten für Kredite zu verwenden. Matthew Modabber, CMO von Polymarket, bestätigte am Donnerstag in einem Auftritt im Degenz Live Podcast, dass das Unternehmen nach monatelangen Spekulationen einen nativen POLY-Token einführen und einen Airdrop durchführen wird.

Avantis (AVNT) Preis erholt sich um 25 %, aber unterstützen Wale den Altcoin?
Avantis (AVNT) hat diese Woche über 50 % zugelegt, jedoch bleibt der übergeordnete Trend schwach. On-Chain-Daten zeigen eine begrenzte Aktivität von Walen und gemischte technische Signale. Für eine nachhaltige Rallye muss Avantis die Marke von $1 zurückerobern und erhebliche Zuflüsse von Großanlegern anziehen – ohne diese besteht das Risiko, dass die Erholung genauso schnell wieder verschwindet, wie sie begonnen hat.

