Laut dem Operating Chief der Kryptobörse Bitget ist es unwahrscheinlich, dass es auf den Kryptomärkten demnächst zu einer Altcoin-Season kommt, in der „alles steigen wird“, da sich viele Anleger derzeit auf spezifische Trends konzentrieren oder sich ausschließlich auf Bitcoin fokussieren.
„Ich glaube nicht, dass es eine generelle Altseason geben wird“, erklärte Vugar Usi Zade am Mittwoch entsprechend gegenüber Cointelegraph auf der Token2049-Konferenz in Singapur.
„Die ganze Idee, dass ‚dies die Altcoin-Season ist [...] und alles steigen wird, weil es eben die Altcoin-Season ist‘, werden wir nicht erleben, und davon bin ich fest überzeugt.“
„Ich glaube leider nicht, dass wir einen enormen allgemeinen Anstieg erleben werden, da es dafür keinen logischen Grund gibt“, fügte er hinzu.
„Es gab keine technologischen Fortschritte. Wir haben keine großen Ergebnisse aus den betreffenden Projekten gesehen. Warum sollte der Kurs steigen? Nur weil jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist? Das ist nicht der Fall.“
Historisch gesehen haben sich Altcoins – also andere Kryptowährungen als Bitcoin ( BTC ) – parallel zu Bitcoin entwickelt. Die Altcoin-Season bezeichnet den Zeitraum, in dem Altcoins aufgrund ihres höheren Risiko-Ertrags-Verhältnisses Bitcoin vorübergehend überholen.
Bitcoin und Altcoins inzwischen entkoppelt
Usi Zade führte aus, dass sich der Kryptomarkt „sehr stark von den saisonalen Zyklen entfernt“ und kürzere, häufigere Zyklen aufweist, da der Kryptomarkt nicht mehr parallel zu Bitcoin handelt.
„Bitcoin ist eine Kursbewegung für sich; seine Auswirkungen auf den Rest des Marktes sind nahezu null“, fügte er hinzu. „Bitcoin hat sich nicht nur vom Aktienmarkt abgekoppelt, sondern auch von Altcoins.“
„Wir haben schon so oft erlebt, dass Bitcoin als einziger im grünen Bereich ist, während der gesamte Markt im roten Bereich liegt. Das Geld fließt nicht mehr von Bitcoin zu den Altcoins.“
Es ist wahrscheinlich, dass Krypto-Rallyes sich zunehmend an populären Narrativen orientieren werden, wobei nur die Token des jeweiligen Trendsektors Gewinne erzielen werden, so Usi Zade.
„Heute sprechen wir über RWA [Real World Assets], wahrscheinlich wird es ein Portfolio von RWAs geben, aber das erstreckt sich nicht auf andere Bereiche“, nannte er als Beispiel.
Markt braucht nachhaltige Altcoins
Usi Zade gab weiter zu bedenken, dass Krypto-Anleger in kurzen Zyklen denken, was es für Projekte „fast unmöglich“ macht, sich langfristig zu behaupten, da der Markt erwartet, dass sie innerhalb weniger Monate profitabel sind.
„Amazon hat mehr als zehn Jahre gebraucht, um profitabel zu werden, und jetzt wollen wir, dass ein Krypto-Unternehmen das in acht Monaten schafft“, mahnte er. Und weiter: „Das ist das größte Problem, die Art und Weise, wie der gesamte Markt aufgebaut ist.“
Der Experte erläuterte, dass traditionelle Unternehmen oft erleben, dass ihre ersten Investoren beim Ausstieg an andere Risikokapitalfirmen verkaufen, was dazu beiträgt, dass die Unternehmen mit Kapital versorgt bleiben. Bei Kryptowährungen ist es jedoch „genau umgekehrt“, da die Token sofort für Privatanleger verfügbar sind.
„Der Token ist ein eigenständiges Produkt. Sie müssen mit den Händlern zusammenarbeiten und sicherstellen, dass Sie gehandelt werden und Ihr Preis nicht sinkt, denn wenn Ihr Preis praktisch null erreicht, ist Ihr Produkt oder Ihr Projekt tot, und es gibt fast keine Möglichkeit, es wiederzubeleben“, so Usi Zade.
Bleibt am Ende nur noch Bitcoin übrig?
Anschließend stellte er fest, dass viele in der Kryptobranche Neulingen deshalb nun empfehlen, nur Bitcoin zu halten, und sich von der ehemals weithin beworbenen Portfolioaufteilung von 70 % Bitcoin und 30 % Ethereum ( ETH ) zu distanzieren.
„Heute spricht niemand mehr von Bitcoin und Ethereum“, sagte er. „Alle reden nur noch von Bitcoin.“
Er fügte hinzu, dass der Ethereum-Kurs im Vergleich zu Bitcoin, der seit fast einem Jahr immer neue Höchststände erreicht, „viel stabiler“ sei, sodass Anleger „keine Motivation“ hätten, ETH zu kaufen.
Die Marktdominanz von Bitcoin und Ethereum ist im vergangenen Jahr relativ stabil geblieben. Bitcoin hält derzeit einen Marktanteil von 58 %, nach einem 12 monatigen Hoch von 65 %, während der Marktanteil von ETH laut CoinMarketCap bei 12 % liegt, nachdem er im April mit 7,3 % ein Mehrjahrestief erreicht hatte.