Der weltweit grösste Stablecoin-Emittent Tether hat ein verbindliches Übernahmeangebot für den italienischen Fussballclub Juventus Turin im Wert von 1.1 Milliarden Euro vorgelegt. Allerdings wies die Agnelli-Familie das Angebot umgehend zurück.
Das Angebot über 2.66 Euro pro Aktie stellte einen Aufschlag von mehr als 20 Prozent auf den Börsenkurs vom 11. Dezember dar. Ziel war der Erwerb der 65.4 Prozent Beteiligung der Agnelli-Familie über deren Holding Exor. Tether kündigte an, bei Erfolg der Transaktion eine öffentliche Übernahmeofferte für die verbleibenden Aktien zum gleichen Preis durchzuführen. Zudem plante das Unternehmen, bis zu eine Milliarde Euro in die sportliche und kommerzielle Entwicklung des Clubs zu investieren. Die Offerte hatte eine Annahmefrist bis zum 22. Dezember.
Ablehnung durch die Agnelli-Familie
Exor, die Holding der Familie Agnelli, die Juventus seit 1923 kontrolliert, wies das Übernahmeangebot kategorisch zurück. Ein Sprecher der Familie erklärte gegenüber La Gazzetta dello Sport: "Es laufen keine Verhandlungen über den Verkauf von Anteilen an Juventus." Eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle bezeichnete die Berichte als "Pressegerüchte". Sie stellte klar: "Juventus steht nicht zum Verkauf."
Die Position der Agnelli-Familie reflektiert die historische Bedeutung des Clubs für die Familie. Über ein Jahrhundert hinweg hat sie die sportliche und wirtschaftliche Entwicklung des Vereins geprägt. Bloomberg berichtete, dass Exor seine Beteiligung an Juventus weder an Tether noch an andere Bieter reduzieren werde.
Tether-CEO Paolo Ardoino, der sich als lebenslanger Juventus-Fan bezeichnet, hatte die Offerte als ernsthafte Initiative dargestellt. Er wollte den Club zu alter Grösse zurückzuführen. Das Unternehmen hält bereits seit Februar über 10 Prozent der Juventus-Aktien. Zudem verfügt es über einen Sitz im Verwaltungsrat.
Finanzielle Dimension und Clubsituation
Die Bewertung von rund 1.1 Milliarden Euro für den 65.4-Prozent-Anteil erfolgt vor dem Hintergrund erheblicher finanzieller Herausforderungen bei Juventus. Der Club verzeichnete im Geschäftsjahr 2023/24 einen Vorsteuerverlust von 196 Millionen Euro. Allerdings gelang im Folgejahr eine Reduktion auf 58 Millionen Euro. Die Gesamtverluste zwischen 2014 und 2025 summieren sich dennoch auf 999 Millionen Euro. Die Netto-Finanzschulden belaufen sich auf etwa 280 Millionen Euro. Das Eigenkapital beträgt lediglich 13.2 Millionen Euro.
Analysten wiesen darauf hin, dass Tethers Offerte unter dem tatsächlichen Wert des Clubs liegt. Der aktualisierte Businessplan von Juventus visiert den Break-even bis Ende der Saison 2026/27 an. Dies ist jedoch abhängig vom sportlichen Erfolg und der Teilnahme an der UEFA Champions League. Die Rückkehr in den europäischen Elitewettbewerb 2024/25 soll die Ertragslage deutlich verbessern.
Tether verwaltet mit seinem USDT-Stablecoin eine Marktkapitalisierung von 186 Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen finanziert die geplante Akquisition vollständig aus eigenen Mitteln, unabhängig von den Stablecoin-Reserven. Die Reserven sind zu etwa 78 bis 80 Prozent durch US-Staatsanleihen gedeckt. Darüber hinaus weisen sie eine Überbesicherung von 109 Prozent auf.
Tethers Expansion in den Sportsektor
Die Initiative für Juventus markiert Tethers ambitioniertesten Vorstoss in den professionellen Fussball. Das Unternehmen hatte bereits seit Februar 2025 sukzessive Anteile am Club erworben. Im April stockte Tether seine Beteiligung auf über 10 Prozent auf. Außerdem platzierte es einen Vertreter im Verwaltungsrat. Das Unternehmen schlug zudem Kandidaten für weitere Boardpositionen vor der Aktionärsversammlung am 7. November vor.
Tethers erste Verbindung zum professionellen Fussball erfolgte 2023 über die "Plan B"-Initiative, eine Kooperation mit der Stadt Lugano zur Förderung der Bitcoin-Adoption . Plan B fungiert als alleiniger Trikotsponsor des FC Lugano und ermöglicht Zahlungen für Tickets, Merchandising und Stadionverpflegung in Bitcoin, USDT und LVGA. Die Stadt Lugano akzeptiert beide Kryptowährungen für kommunale Dienstleistungen und Steuerzahlungen.
Der Fan-Token von Juventus (JUV) reagierte auf die Übernahmeofferte mit einem Kursanstieg von 30 Prozent. Dies änderte sich jedoch, bevor die Nachricht der Ablehnung bekannt wurde. Andere europäische Spitzenclubs wie Manchester City, Paris Saint-Germain und der FC Barcelona haben Fan-Token über die Plattform Socios.com lanciert. Diese basieren auf der Chiliz-Blockchain. PSG fungiert zudem als Validator der Chiliz Chain. Tethers Versuch, direkte Eigentumskontrolle zu erlangen, unterscheidet sich fundamental von diesen Engagement-Modellen.



